Ida Gut-Hulftegger
1889 – 1971
Ida Hulftegger war eine vielseitig begabte junge Frau. Zunächst galt ihre stärkste Neigung wohl dem Theater. Sie stand selbst auf der Bühne eines Volkstheaters ihrer Wohngemeinde Meilen, verehrte die grossen Schauspieler ihrer Zeit wie Josef Kainz, Alexander Moissi und Aurel Nowotny und verhalf einem Nachwuchs-Schauspieler, der später im Schweizer Film zu Erfolg kam, zu einem Privatstipendium. Ein anspruchsvolles klassisches Notenheft, mit ihrem handgeschriebenen Namen versehen, erinnert daran, dass Ida Klavier spielte.
Was sie jedoch ihr Leben lang begleitete, war ihr Talent als Malerin und Zeichnerin. Es ist durch viele Werke bezeugt: Porträts, Blumenbilder, vereinzelt auch Landschaften, Interieurs und Kinderthemen. Zu Lebzeiten hat sie sie nie ausgestellt. Fünfzig Jahre nach ihrem Tod wird dies nun nachgeholt.
Jugend
Ida Hulftegger wuchs in Meilen auf, als Tochter von Ida und Robert Arnold Hulftegger-Leemann. Ihr Vater besass eine «mechanische Glaserei», eine Fensterfabrik. Er starb bereits 1901. Ihr Grossvater mütterlicherseits war Johann Jakob Leemann-Rämann, ursprünglich Landwirt, dann Verwalter der Kantonalbankfiliale Meilen, Gemeindepräsident, Kantonsrat, Verfassungsrat, Kreisgerichtspräsident und Stiftungsratspräsident der Wunderly-Zollinger-Stiftung.
Am Anfang von Idas Erinnerungen, die sie 1958 schrieb, steht ihr Grossvater: «Johann Jakob Leemann-Rämann war es, der nach dem frühen Tod meines geliebten Vaters dessen Stelle in unserer Familie vertrat, bis er uns verlassen musste am 28. Dezember 1907.» Sie beschreibt Leemann, Jahrgang 1828, als fortschrittlichen Mann mit breitem Horizont. Mutter und Grossvater sorgten für eine gute Allgemeinbildung der Enkelin: Sie besuchte die «Allgemeine Töchterbildungsanstalt Boos-Jegher». Emma Boos-Jegher, war, wie uns ein Historiker mitteilte, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der „ersten Frauenbewegung“ in der Schweiz. Mutter und Grossvater förderten Idas Talente und ermöglichten ihr eine künstlerische Ausbildung an der Böcklin-Schule. Bedeutende zeitgenössische Kunstmaler wie Ernst Würtenberger und Sebastian Oesch inspirierten sie.
Heirat und Familie
1914 heiratete Ida Hulftegger Theodor Gut, der im selben Jahr Redaktor der Zürichsee-Zeitung und 1925 deren Chefredaktor wurde. Seine politische Laufbahn zum Präsidenten der Freisinnigen Partei des Kantons Zürich und zum Nationalrat ist zum Beispiel im Historischen Lexikon der Schweiz dokumentiert, vor allem aber in «Reden und Schriften», einer Sammlung, die nach seinem Tod im Jahr 1953 mit einer informativen Einleitung seines politischen und persönlichen Freundes Willy Bretscher veröffentlicht wurde. Ida sah ihre wichtigste Bestimmung zweifellos in der guten Partnerschaft zu diesem bedeutenden Mann und in ihren Aufgaben als Mutter der Tochter Hilde sowie der Söhne Theodor und Ulrich.
In der Erinnerungen ihrer Tochter Hilde Welti-Gut, «So war es einst», lesen wir (S. 49 f.): «Sobald wir drei Kinder aus dem Gröbsten heraus waren und sie ein bisschen Zeit dazu fand, begann sie wieder zu malen. Ihre Leidenschaft waren Porträts. (…) So besuchte sie während mindestens einem, vielleicht auch mehreren Wintern den Unterricht von Professor Hummel in Zürich, bei dem sie sehr viel lernte.
Während dieser Zeit entstanden beispielsweise das hervorragende Kniestück von Finkenspörri, das ausgezeichnete Bild von Grossvater Gut und in späteren Jahren die Portraits aller ihrer sieben Enkelkinder neben sehr schönen Blumenbildern. Mama hätte gerne einmal ausgestellt, auch um offizielle Kritik zu erhalten. Aber das war zu jener Zeit noch undenkbar. Das Kunsthaus kam nicht in Frage, allgemeine Ausstellungen verschiedener Künstler (zum Beispiel Züri-Land) fanden noch nicht statt, und die heute zahllosen Galerien waren noch nicht erfunden.»
Im November 2021, fünfzig Jahre nach ihrem Tod, wurden Bilder von Ida Gut-Hulftegger erstmals ausgestellt (siehe unten: Broschüre mit illustrierter Vernissagenrede des Kunsthistorikers Dr. phil. Matthias Fischer): In der Villa Sunneschy im Kehlhof Stäfa, in der Nachbarschaft des langjährigen Wohnhauses von Ida und Theodor Gut-Hulftegger und ihren Kindern: dem Hegetschweiler-Haus, benannt nach dem Arzt und nachmaligem Regierungsrat Johannes Hegetschweiler (1789-1839).
Ausstellung von Werken von Ida Gut-Hulftegger 2021 in Stäfa: Link zur Broschüre
«Ida Gut-Hulftegger: Ein Leben zwischen Haushalt und Kunst.» Artikel von Andrea Baumann im Heimatbuch Meilen 2022. Link.